Wie jedes Jahr stand auch dieses Jahr die Messe ‚Maison & Objet‘ an und wieder gab es sowohl auf der Messe als auch in der Stadt viel Interessantes zu sehen. Auf dieser großen Messe habe ich natürlich einige schöne neue Dinge für den Laden entdeckt und bestellt und warte schon ungeduldig dass sie jetzt hier eintreffen. Dazu demnächst mehr.
Zeitgleich mit der ‚Maison & Objet‘ findet auch die ‚Paris Design Week‘ statt und man kann sich mit einem kleinen Faltplan zu einem Rundgang zu all den Läden, Galerien usw. aufmachen und Designneuheiten entdecken.
Darüber hinaus gibt es natürlich noch reichlich Ausstellungen und Museen zu besuchen. Ein Highlight vom letzten Jahr habe ich auch dieses Jahr wieder gesehen, das goldene Dach im Louvre und die dazugehörige Ausstellung islamischer Kunst.
Viele der dortigen Exponate würde man am liebsten in seine eigene Küche zu Hause mitnehmen.
Eine andere Ausstellung auf die ich mich schon lange gefreut hatte war die ‚Beauté Kongo‘ in der Fondation Cartier und die Erwartungen wurden mehr als erfüllt.
In dem erst wenige Jahre alten Gebäude von Jean Nouvel, einer kühlen Glaskiste, gibt es Ausstellungsflächen im Erdgeschoss und Untergeschoss, die zwar nicht riesig sind, aber in diesem Fall einen beeindruckenden Überblick über die Kunst im Kongo seit den 1920er Jahren gibt. Da man bei Afrika dazu neigt an Hunger, Bürgerkriege und Epidemien zu denken oder vielleicht noch an Holzmasken und Fetische, übersieht man, dass es spannende moderne und zeitgenössische Kunst gibt. Ein großartiges Beispiel dafür war vor zwei Jahren auch die Ausstellung ‚My Joburg‘ (Johannesburg) im ‚Maison Rouge‘.
Jetzt also Kongo, wunderbare Aquarelle aus den 20er Jahren, die genauso gut jetzt gemalt worden sein könnten, Bilder die an die gepunktelten Arbeiten der australischen Aboriginees erinnern, bis hin zu schrill bunten Großformaten mit politischen Aussagen. Schwarz/weiss Fotos aus den 70er Jahren zeigen das coole Partyleben. Die Bilder von Muhammed Ali und George Foreman in Kinshasa erinnern daran, dass das Großereignis eben da stattgefunden hat.
Im Erdgeschoss gibt es einen Film mit Gesprächen, die während des Ausstellungsaufbaus mit den Künstlern stattfanden. Im Garten mit dem kleinen bunten Kiosk kann man dann noch mit Kaffee und Katalog das Ganze ausklingen lassen.
Man könnte denken außer Ausstellungen ist nichts gewesen. Weit gefehlt! Nur hat vor lauter Begeisterung das Fotografieren nachgelassen.
Am Abend nach der Messe haben uns unsere müden Füße nur noch in die Brasserie Dalou gleich um die Ecke vom Hotel getragen. Dort gibt es zum Einen deftige Gerichte wie Choucroute (für mich) und zum Anderen unglaubliche Meeresfrüchte- und Austernplatten. Mindestens so interessant wie unser Essen war es die Gepflogenheiten der anderen Gäste zu beobachten. Wir die nach unserem Hauptgericht mit Müh und Not noch zu dritt ein zugegebenermaßen üppiges Dessert geschafft hatten waren beeindruckt von den gigantischen Mengen Austern die am Nebentisch gegessen wurden und von der Selbstverständlichkeit mit der am Sonntag Abend von Jung und Alt mehrere Gänge genossen wurden. Das alles in einem Viertel, das ganz sicher nicht zu den hippen oder teuren Ecken der Stadt gehört.
Dieses Mal habe ich es auch endlich geschafft die Abteilung ‚Maison/ Goumet‘ des Kaufhauses Galerie Lafayette anzusehen. Obwohl bei dieser gigantischen Größe des Ladens und der Auswahl wie z.B. Törtchen von Aoki, Schokolade von Alain Ducasse und einem riesigen Stand für Petrossian Kaviar vermutlich kein exklusiver Wunsch offen bleibt, hat mich das Angebot nahezu erschlagen. Vielleicht braucht es einen zweiten Versuch mit mehr Zeit. In den Obergeschossen gibt es dann noch Küchenausstattung in einem ebenso üppigen Angebot.
Als Gegenentwurf zum riesigen ‚Maison Lafayette‘ habe ich am Boulevard Beaumarchais einen Feinkostladen entdeckt der mir eher entgegenkommt, verhältnismäßig klein, aber mit ausgewählten Produkten: das ‚La Maison Plisson‘. Im Erdgeschoss gibt es frische Produkte, die Käsetheke ist traumhaft und im Untergeschoss Gewürze, Kekse, Wein und vieles mehr. Direkt nebenan befindet sich das dazugehörige Restaurant. Auch hier hätte ich gerne noch sehr viel mehr Zeit verbracht und spätestens in solchen Läden wünscht man sich eine Wohnung mit Küche statt des gebuchten Hotelzimmers.
Eine weitere Neuentdeckung war die Filiale von Poilane in der Rue Debelleyme N°38 ganz in der Nähe des Marktes Rue de Bretagne. Dort kann man in einem kleinen Restaurant z.B. eine Suppe zur Tartine aus dem wunderbaren Poilane Brot essen.
Außerdem müssen natürlich auch immer ein paar Favoriten aus den letzten Jahren besucht werden wie der Laden von Pierre Hermé, Chez Omar und einige mehr.
Mein großes Highlight in kulinarischer Hinsicht war allerdings die Bäckerei ‚Du Pain et des Idées‘. Hätte ich sie nicht erst am letzten Tag aufgesucht, wäre ich dort täglich eingefallen und hätte das gesamte Angebot probiert. Ich hatte schon des öfteren darüber gelesen. Vielleicht auch auf Grund des Namens habe ich es für ein neueres hippes Café gehalten, das auch gute Backwaren hat. Weit gefehlt! Es ist eine der Bäckereien die noch die alte Fassade und Inneneinrichtung haben, mit Spiegeln und bemalten Wänden und allem was dazugehört. Außerdem ist es eine Boulangerie, es gibt also Brot und Gebäck, keine Törtchen, Pralinen etc., es gibt keinen Café, auch nicht to Go. Man konzentriert sich hier auf sein Fachgebiet und das extrem erfolgreich. Die Backstube befindet sich hinter dem Laden und wenn ein Kunde fragt, wann es denn die Sacristains wieder gibt, wird einfach bei den Bäckern nachgefragt. Die Entscheidung was nehmen war bei der gebotenen Auswahl reichlich schwierig. Ich habe mich dann für ein einfaches Pain au Chocolat entschieden und es war definitiv das beste das ich je gegessen habe und das waren nicht wenige. Die Gegend um die Bäckerei herum ist auch einen Spaziergang wert, geht man die kurze Rue de Marseille durch, kommt man an den Canal St. Martin. Dort kann man sich unter Bäumen am Ufer niederlassen und das Treiben beobachten.
Es ist auch auffallend dass die Stadt immer grüner wird. Derartige Strassenzüge wären früher kaum zu finden gewesen.
Eine Sache auf die ich mich dieses Jahr besonders gefreut habe, war das Konzert in der brandneuen ‚Philharmonie de Paris‘. Wenn man wie wir mit unserem Laden mitten im Münchner Gasteig sitzt und die zahlreichen Diskussionen um Konzertsaal und Akustik verfolgt, ist man natürlich besonders gespannt auf diesen Neubau von Jean Nouvel.
Über das Gebäude kann man denken wie man möchte, es ist auf jeden Fall unverkennbar und auf der Parkseite steht es ganz wunderbar eingewachsen neben großen Baumreihen. Gerade vor dem Konzert und während der Pausen hat man einen schönen Ausblick von den Terrassen und durch die Lochblechteile der Fassade.
Der Saal ist trotz Größe und vielerlei Gestaltungs- und Akustikelementen angenehm ruhig in der Wirkung. Zur Akustik gibt es definitiv kompetentere Meinungen als meine, ich gehe davon aus, dass zwei Akustiker von Weltrang das gut hinbekommen haben . Letztlich muss man aber auch sagen, dass ein wesentlicher Punkt für meine Begeisterung das Programm ist. Ein dicker, schön gemachter und informativer Katalog gibt Auskunft über die Konzerte der drei Orchester die hier zu Hause sind und über alle anderen Aktivitäten die stattfinden, wie z.B. Weltmusik, Jazz und ein umfassendes Kinder- und Familienprogramm. Nur gut dass im Koffer kein Platz mehr war für das Programm, sonst würde ich jetzt zu Hause ständig mit mir hadern warum ich nicht einmal die Woche nach Paris fliegen und von dem großartigen Programm profitieren kann.
Das charmante an Paris ist, dass neben all diesen imposanten Neubauten und spektakulären Großprojekten an vielen anderen Stellen die Zeit komplett stehengeblieben ist. Letztes Jahr habe ich mich mit einem Schreiner unterhalten, der in einer dieser Passagen immer noch seine kleine Werkstatt hat. Er meinte er würde doch eh niemanden stören, tagsüber sind die Leute doch in der Arbeit. Obwohl sich die Passage im 2. Arrondissement befindet, also in der Stadtmitte, sind manche der Läden ungenutzt und verstaubt, kein Handyladen, keine Leuchtreklame weit und breit. Biegt man um zwei Ecken tobt das Leben und reiht sich ein neuer durchgestylter Laden an den nächsten.
Beinahe hätte ich mir die Ausstellung ‚Mona Hatoum‘ im Centre Pompidou nicht mehr angesehen. Die letzten zwei Stunden vor dem Aufbruch zum Flughafen noch in der Sonne im Café zu verbringen erschien ziemlich verlockend. Die Werke von Mona Hatoum verfolge ich schon lange und finde sie sehr spannend. Die Ausstellung ist sehr umfassend und schön präsentiert und außerdem ist der Blick vom obersten Stock des Centre Pompidou über die ganze Stadt immer wieder schön.
Mein Fazit: möglichst bald wiederkommen.