Alljährlich im Herbst gibt es einen weiteren Grund nach Paris zu fahren: die Messe ,Maison & Objet‘ und die zeitgleich stattfindende ,Paris Design Week‘. Das Ergebnis des Messebesuches gibt es demnächst im Laden und auf weiteren Fotos auf der Website zu sehen. Die Messe ist immer spannend und man geht nie nach Hause ohne eine Menge schöner, neuer Dinge gefunden zu haben. Mit der ,Paris Design Week‘ halte ich es eher so, dass ich das anschaue, was mir auf den Wegen in der Stadt zufällig begegnet und das kann je nach Viertel in dem man sich bewegt ohnehin schon eine ganze Menge sein.
Das Problem mit Großstadtreisen wie dieser ist, dass das Programm das man sich vorher zurechtlegt Minimum für 4 Wochen reichen würde und sich logischerweise ganz schlecht in ein paar Tage pressen lässt. Auf der Strecke sind diesmal vor allem die schönen Lokale geblieben, das Programm ist mehr Design und Architektur- lastig geworden.
Ich möchte hier vor allem ein paar meiner Lieblingsplätze zeigen. In den Garten des Palais Royal zu gehen ist für mich ein Muss bei jedem Parisaufenthalt, wenn möglich auch gerne mehrfach.
Man kann dort einen Zwischenstop machen, sich einen der Parkstühle schnappen, die Füße auf den Brunnenrand stellen und die vielen Eindrücke sacken lassen.
Besonders schön ist es morgens, wenn es noch ganz ruhig ist und nur ein paar ältere asiatische Damen und Herren ihre Tai Chi Übungen machen. Mittags kann man sich wie einige, die im Viertel arbeiten, einen Salat oder ein Sandwich holen, z.B. im ,Le Pain Quotidien‘ und sich ein Plätzchen suchen. Am Nachmittag kommen die Kinder nach Kindergarten oder Schule und toben sich vor allem im kleineren Hof zwischen den gestreiften Säulen des Kunstwerks von Daniel Buren aus.
Lange Zeit war dies ein wie aus der Zeit gefallener Ort, die Läden verstaubt, bei einigen wusste man nicht recht, ob sie überhaupt noch jemand aufsperrt. Mittlerweile machen sich auch ein paar chice Modeläden breit und man kann nur hoffen, dass der Palais Royal nicht völlig vom Kommerz überrannt wird.
Es gibt zwar auch ein paar Lokale mit Tischen im Freien im Hof, aber mir macht es bei schönem Wetter mehr Spaß mir etwas mitzubringen und beim Essen das vielfältige Geschehen zu beobachten. Das oben genannte Lokal ,Le Pain Quotidien‘ liegt in der Rue des Petits Champs in unmittelbarer Nähe zum Ausgang des Parks. Es sieht eher unscheinbar aus, die Einrichtung schlicht, spartanisch, aber davon sollte man sich nicht täuschen lassen, es gibt sehr gutes Brot, Salate, auf Bestellung gemachte Sandwiches und natürlich Süsses vom einfachen Financier bis zum üppigen Himbeertörtchen.
An der Theke gibt es eine kleine Karte für die Gerichte zum Mitnehmen. Während ich in der kurzen Schlange angestanden bin und die Gerichte gesehen habe die aus der Küche in den Speiseraum getragen worden sind, war ich kurz unschlüssig, weil die auch sehr gut aussahen. Nächstes Mal wenn das Wetter schlecht ist!
Im Park hat das Mini ,Café Kitsuné‘ neu aufgemacht, das sah auch sehr nett aus, ist aber noch unerprobt.
In der Rue de Richelieu 31 gibt es einen Imbiss für diejenigen die Lust auf Deftiges haben: ,Le Stube‘ kommt auf der Website ein bisschen wild daher, aber die Quiche die ich mir bei einem früheren Aufenthalt geholt hatte war sehr gut.
Ein anderer Ort den ich immer auf dem Zettel habe ist ,Merci‘. Ein Concept Store, einer meiner Meinung nach von wenigen, die den Titel zu Recht tragen. Von Mode über Bett- und Tischwäsche über Papeterie, Schmuck bis hin zu einer sehr schön zusammengestellten Abteilung für Küchenutensilien im Untergeschoss und Möbeln und gedeckten Tischen im Obergeschoss.
Man betritt den Laden über einen kleinen Eingangshof, dort steht auch der rote Fiat 500 immer zum Ausstellungsthema passend dekoriert.
,Merci‘ macht im hohen Eingangsraum mit dem schönen Glasdach thematische Ausstellungen, dieses Mal zur Design Week, ,Matos‘ umgangssprachlich für Material/ Werkzeug. Auch wenn ein paar schöne Küchenwerkzeuge dabei waren, so gab es doch mehr Werkzeugkisten und Dinge die nicht zu meinen Spezialinteressen gehören, aber sehr schön aufbereitet.
Ein Lieblingsplatz dort ist das kleine Café zwischen Strasse und Haupthalle, an einer Wand ein riesiges Bücherregal, ein schmaler Schlauch von Raum mit Durchblicken zur Strasse, zum Hof und in den Laden. Gemütlicher kann man kaum Frühstücken. Die Auswahl ist klein, aber alles sehr gut gemacht.
Empfehlenswert sind auch die beiden anderen Lokale, eines im Keller, es hat eine Glasfront zu einem üppig begrünten, tiefer gelegten Innenhof und ein weiteres trubeligeres zur Strasse hin.
Die Geschichte des ,Merci‘ ist ungewöhnlich. Das Inhaberehepaar Cohen hat nach dem Verkauf seiner Kindermodenkette festgestellt, dass ein Rentnerdasein mit Golfspielen nicht das richtige für sie ist und diesen Laden auf die Beine gestellt. Mit dem interessanten Unterschied, dass die Gewinne daraus sozialen Projekten in Madagaskar zu Gute kommen. Mehr dazu kann man auf der Website erfahren.
Ein Highlight von unerwartetem Ausmaß waren die neuen (2012) Räume der Islamischen Kunst im Cour Visconti/ Aile Denon des Louvre.
Ich hatte in Veröffentlichungen Fotos des neuen goldschimmernden Daches gesehen und wollte am letzten Tag nur ,noch schnell‘ einen Blick darauf werfen. Abgesehen vom beindruckenden, kunstvoll detaillierten Dach sind sowohl die Exponate als auch die Ausstellungsgestaltung das schönste was ich seit langem in einem Museum gesehen habe, hier gilt auch, man kann dort sehr viel Zeit verbringen.
Im Vergleich zu anderen Bereichen des Louvre war es hier wunderbar ruhig.
Weitere Tips in Kürze:
- ,La Grande Epicerie‘. Dazu könnte man allein Seiten schreiben. Ich sage nur: hingehen, viel Zeit mitnehmen, staunen. Ich kenne keinen vergleichbaren Lebensmittel/ Feinkostladen, am ehesten ,Dean & Deluca‘ in New York aber x- Mal größer.
- sich durch die neuen Cafés trinken, die Wert auf besondere Kaffeesorten und Röstungen legen, wie z.B. das ,Fondation Café‘ in der Rue Dupetit Thouars und das ,The Broken Arm‘ in der Rue Perrée beide im 3. Arrondissement, weitere Tips dazu auf der Website http://www.goodcoffeeinparis.com
- der Markt in der Rue de Bretagne
- ,Chez Omar‘ Rue de Bretagne, liebstes Couscous Lokal
- die schöne Buchhandlung in der Rue de Bretagne gleich neben dem Markt (französische Bücher)
- ein ,Isphahan‘ , ein Millefeuille, einfach irgendetwas bei Pierre Hermé kaufen und dahinschwelgen, z.B. Rue Bonaparte
- Mariage Frères der ultimative Teeladen, mittlerweile sogar mit Angaben zu den Bio- Teegärten. Am besten vorher gründlich die gedruckte Liste studieren, gibt es an der Kasse, schönste Filiale Rue Du Bourg Tibourg
- Chinatown im 13. Arrondissement erkunden
- das indische Viertel erkunden, dazu den Beitrag bei ‘Chez Matze‘ lesen: http://chezmatze.wordpress.com/2011/07/03/sudindisch-essen-in-paris-das-malayane-cafe/
Als Einstieg zu den verschiedenen ethnischen Küchen in Paris gibt es das wunderbare Buch: ,Das Paris Kochbuch‘ vom Gerstenberg Verlag.
- Musée Quai Branly, interessantes Gebäude von Jean Nouvel, wunderschöner Garten und die schönste Ethnologische Sammlung überhaupt
- das Centre Pompidou immer zumindest mal von der obersten Etage über die Stadt schauen, diesmal sehr toll die 80er Jahre Hängung im Museum
- La Maison Rouge, Privatkunstsammlung. Jedes mal denkt man: seltsames Ausstellungsthema, interessiert mich eigentlich gar nicht so und jedes Mal geht man begeistert und inspiriert raus.
- Palais Galliera Musée de la Mode
- die Metro Station Concorde mit der ‚Declaration du Droit de l‘ Homme‘ der Künstlerin Francoise Schein.
Und jetzt ist Schluss bis zum nächsten Mal in Paris.